Der Dialog zwischen Industrie und Startups

Die Organisatoren hinter dem Format „Industrie trifft Startups“ (v.l.n.r.) Madlen Dietrich (UVB), Ana Teresa Tomas (BPWT), Jens Woelki (BPWT), Christina Lüdtke (IHK Berlin), Foto: UVB / Leo Seidel

Am 14. und 15. November luden die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), die Wirtschaftsförderung Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie und die IHK Berlin unter dem Motto „Industrie trifft Startups“ zum großen Netzwerktreffen ein. Ziel war es, Vertreter:innen der Berlin-Brandenburgischen Industrie eine Plattform zu bieten, um mit innovativen Unternehmen aus der Metropolregion zusammenzukommen. Unterstützt wurde das Format im Rahmen der Startup Agenda von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Dabei standen Zukunftsthemen und -technologien in den Bereichen Fertigungstechnologien, Kreislaufwirtschaft, Mobilität und erneuerbare Energien im Fokus.

Berlin auf dem Weg zum Innovationsstandort Nummer Eins

In ihrer Eröffnungsrede betonte Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, die Bedeutung der Kooperation zwischen Startups und der Industrie für Berlin und die Hauptstadtregion: Sie unterstrich, dass Berlin auf dem besten Weg ist, der Innovationsstandort Nummer Eins zu werden. Tatsächlich haben Startups in Berlin bereits einen digitalen Mittelstand etabliert, der zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren für die Hauptstadt geworden ist.

Franziska Giffey (Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe) und Madlen Dietrich (UVB) im Gespräch im Motion.Lab Berlin, Foto: UVB / Leo Seidel

Der erste Tag des Events im MotionLab.Berlin legte einen Schwerpunkt auf erneuerbare Energien und die Nachnutzung von Batterien. Prof.-Dr. Franz Dietrich vom Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der Technischen Universität Berlin verdeutlichte in seiner Keynote die Notwendigkeit von Innovationen in diesem Bereich. Er verwies darauf, dass der Markt und die Technologien für die Wiederverwendung von Batteriesystemen sich in den kommenden Jahren rapide verändern werden, was angesichts der Klimaneutralität Deutschlands von besonderer Relevanz ist. Aktuell stünden Aufbereitungswege und Kosten für das Batterierecycling noch in keinem wirtschaftlichen Verhältnis. Mit Blick auf immer knapper werdende Ressourcen müssen hier künftig neue Lösungswege gefunden werden, die eine Nachnutzung der Batterien und Rohstoffe ermöglichen.

In seiner Keynote zum Thema Wasserstoff wies Philipp Braunsdorf, Leiter des Hydrogen Coordination Office bei der NOW GmbH auf die Bedeutung der Sektorenkopplung hin, die unerlässlich sei, um die Bedarfe für grünen Wasserstoff auf der Straße und der Schiene bis 2050 decken zu können. Dabei betonte Braunsdorf die Relevanz der Vernetzung von Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft für einen strategisch klugen Einsatz von Wasserstoff als Antriebstechnologie und Energielieferant – nicht zuletzt durch die Bildung von Clusternetzwerken.

Innovative Lösungen und Nachhaltigkeitsmanagement

Den Abschluss des ersten Eventtages bildeten Netzwerkgespräche, die einen intensiven Austausch zwischen Industrievertreter:innen und Startups ermöglichten. Dabei standen Themen wie die Anpassung von Lösungen in Reaktion auf die Energiekrise und die Herausforderung der Incentivierung für Unternehmen und Mitarbeitende im Bereich Anlageneffizienz im Mittelpunkt. Die intensiven Gespräche verdeutlichten, wie wichtig Partnerschaften für die Entwicklung innovativer Lösungsansätze sind und dass durch einen angeregten Austausch auf Augenhöhe schnell neue Ideen entstehen, von denen Industrieunternehmen und Startups gleichermaßen profitieren können.

Mehr als zwanzig Startups präsentierten an diesem ersten Veranstaltungstag ihre wegweisenden Lösungen in den Bereichen Logistik, Ladeinfrastrukturen, Energiegewinnung und -speicherung, Energiemanagement sowie CO2-Checks. Besondere Relevanz gewinnen diese Lösungen angesichts der steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltschutz und der damit verbundenen gesetzlichen Vorgaben für die Industrie. So verdeutlichten auch die umfassenden Diskussionen über die EU-Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie an Thementischen und in Pausenbereichen die große Bedeutung der Thematik für die anwesenden Unternehmen.

Diskussionsrunde am Thementisch zu Intralogistik und Fahrerlose Transportsysteme während des Schwerpunktthemas Mobilität, Foto: UVB / Leo Seidel

Kreislaufwirtschaft und Neue Materialien

Der zweite Tag des Events begann mit einer Begrüßung durch die Veranstalter:innen und einem Einblick in die Netzwerkarbeit von Wissenschaft und Industrie am Standort, präsentiert vom Geschäftsführer des Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science e.V., Erik Wiegard. Der Tag widmete sich unter anderem dem Thema Kreislaufwirtschaft, bei dem Industrie, Wissenschaft und Startups Lösungen für Herausforderungen wie das Recycling und die Rückgewinnung von Rohstoffen sowie Ansätze für die Reststoffverwertung und die Nutzung neuer Materialien diskutierten.

Technologieanbieter:innen für Kreislaufwirtschaft und Fertigungstechnologien im Werner von Siemens Centre for Industry and Science, Foto: UVB / Leo Seidel

In seiner Keynote teilte LEIPA CIO Robin Huesmann Einblicke in das Recycling von Papiersorten und Kunststoffen und die damit verbundenen Herausforderungen für Recycler und Verwerter. Ein besonderer Schwerpunkt der Präsentation lag auf den Potenzialen des Einsatzes moderner Technologien wie besipielsweise KI zur Identifikation von Störstoffen in Trennungs- und Sortierprozessen.

Weiter ging es anschließend mit einem Blick auf datengetriebene Geschäftsmodelle in der klassischen Industrie und der Wirkung von Business Intelligence im Shopfloor. Sebastian Nädtke, Geschäftsführer der leitart Gesellschaft für Mittelstandskybernetik mbH, nahm die anwesenden Teilnehmer:innen mit in die Tiefen der Transformation eines produzierenden Betriebs hin zu einem industriellen Ökosystem aus Produktion, digitalen Services sowie innovativen datenbasierten Geschäftsmodellen. Anschließend wurden an den vier Thementischen Lösungen für die Digitalisierung im Shopfloor, den Leichtbau und die additive Fertigung sowie der industrielle Einsatz von Robotik, IoT und KI im Mittelstand diskutiert.

Einen Einblick in künftige Entwicklungen gaben Kurzimpulse aus der Wissenschaft insbesondere zum Thema Kreislaufwirtschaft, das noch viele Forschungsansätze bietet. Hier wurden Lösungen zum Einsatz von Chemolyse zur Umwandlung von Kunststoffen in Methanol, Entwicklungen rund um den digitalen Produktpass, Plattformen, Wissensgraphen und Informationssysteme sowie Fördermöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene vorgestellt. Zudem präsentierten mit Papair, Spherity und Re-fresh Global drei innovative Startups ihre Lösungen rund um Verpackung, klimaschonende Materialien und digitale Produktnachverfolgung.

Mit über 40 industrierelevanten Startups und mehr als 150 Gästen bot das zweitägige Event nicht nur spannende Einblicke in innovative Technologien und Kooperationsmöglichkeiten, sondern stärkte auch die Position Berlins als führender Innovationsstandort in Deutschland. “Ich glaube, „Industrie trifft Startups“ wird 2030 als zentrale Kooperationsplattform für den innovativen Austausch und die Anbahnung von Kooperationen in der Hauptstadtregion und darüber hinaus fest etabliert sein”, ist sich auch Sven Weickert, Geschäftsführer der UVB sicher.

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