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Berlin, 8. März 2017: Im Gasturbinenwerk der Siemens AG, einem Vorreiter für die Integration digitaler Technologien in die Fertigung, hat die Technologiestiftung Berlin heute gemeinsam mit Wirtschaftssenatorin Ramona Pop ihre traditionelle Innovationserhebung Berlin 2016 vorgestellt. Wichtigste Erkenntnis: Die Hauptstadt ist bei Innovationsausgaben und Digitalisierungsthemen im Bundesvergleich ganz weit vorn, die Potenziale sind jedoch längst nicht ausgeschöpft.

Insbesondere bei den Innovationsausgaben gibt die Hauptstadt Gas. Mit einem Plus von 15 % weiteten die Berliner Unternehmen ihre Innovationsbudgets 2015 deutlich stärker aus als die gesamtdeutsche Wirtschaft. Bundesweit stiegen die Budgets lediglich um 8 % an. Hier profitiert Berlin stark von seiner KMU-geprägten Wirtschaftsstruktur. Denn es sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die in Innovationen investieren. Treiber sind hier die Elektroindustrie, der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Branche Software/Datenverarbeitung. Gemeinsam verantworten sie mehr als die Hälfte des Anstiegs der Innovationsausgaben in Berlin.

Auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop hob die Leistung der KMUs für die Innovationsstärke Berlins hervor: „Kleine und mittelständische Unternehmen befördern die Dynamik der Region erheblich.  Hierin liegt ein klarer Standortvorteil für die Hauptstadt.“ Ein weiterer Vorteil der Hauptstadt-Struktur: In Berlin ist der Branchenmix stärker als in anderen Regionen und so ist auch der Anteil innovativer Unternehmen überdurchschnittlich hoch. Bundesweit ist die Innovatorenquote seit mehreren Jahren rückläufig, „was auch auf zunehmende Konzentrationsprozesse zurückzuführen ist“, erklärt Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin.

Innovations-Hotspots

Dass sich die Förderung von Technologie- und Wissensstandorten lohnt, zeigt die Karte der Innovations-Hotspots. Ein Fünftel der innovierenden Firmen befindet sich an den vier Innovationsstandorten Adlershof, Kreuzberg Ost, Prenzlauer Berg und City-West. Während in der City-West, Pin Kreuzberg-Ost und Prenzlauer Berg die Branchen Medien/Kreativwirtschaft und Software/Datenverarbeitung dominieren, ist am Standort Adlershof insbesondere die Hightech-Industrie stark, gefolgt von Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen. Aber die Branchenstärke birgt auch Risiken, weiß Pop. „Es zeigt sich, dass sich die Innovationskraft vor allem auf eine bestimmte, technologieorientierte Szene konzentriert. Tatsächlich wird die Digitalisierung aber in allen Branchen zu großen Veränderungen führen. Wir müssen daher das Knowhow für die neuen Entwicklungen, insbesondere die Digitalisierung in die Breite tragen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft weiter steigern.“

Hemmnisse weiterhin groß

In einigen Branchen ist der Digitalisierungsdruck noch nicht so stark zu spüren wie beispielsweise in der Automobilindustrie. Deshalb halten sich viele Unternehmen bei der Einführung digitaler Technologien weiterhin zurück. Als größte Hemmnisse nennen sie die mangelnde Datensicherheit (26 %) sowie Schwierigkeiten beim Datenschutz (22 %). Ein ebenfalls großes Thema bleibt die Fachkräftesicherung. 15 % der Berliner Unternehmen sehen Knappheit von IT-Fachkräften als großes Hindernis für die Umsetzung von Digitalisierungsangeboten. Doch die Zeit drängt. Nach und nach wird die Digitalisierung alle Branchen und Unternehmen erfassen und für große Umbrüche sorgen. Ein wesentlicher Treiber dafür ist die Plattformisierung oder auch Plattform-Ökonomie. Sie ändert die ökonomischen Spielregeln und Wertschöpfungsprozesse. Auf diesen neuen Wettbewerb müssen die Unternehmen vorbereitet sein.

„Digitalisierung ist mehr als eine E-Mail-Adresse und eine Webseite zu haben“, mahnt Zimmer. „Bereits bei der Produktentwicklung muss die Digitalisierung mitgedacht werden. Und auch die Produktion wird sich völlig verändern. Zurzeit sind erst 15 % der Berliner Industriebetriebe in der Produktion vernetzt. Industrie und Verarbeitendes Gewerbe in Berlin müssen ein stärkeres Bewusstsein für die digitale Zukunft entwickeln.“

Die Studie steht auf der Website der Technologiestiftung Berlin zum Download bereit.