Kann der Aufbau anbieteroffener Packstationen den innerstädtischen Verkehr entlasten? Darüber haben die Mitglieder der Mobility Innovators Group, einem Format der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg und der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, gemeinsam mit Lukas Wieser, Co-CEO und Founder von myflexbox, diskutiert.
Packstationen – wichtige Funktion im wachsenden KEP-Markt
Der Markt der Kurier-, Express- und Paket-Dienste (KEP) wächst weiter. Allein zwischen 2011 und 2022 hat sich das Paketvolumen in Deutschland von 2,4 Mrd. auf 4,2 Mrd. nahezu verdoppelt. Für das Jahr 2027 rechnet die Branche mit 5,3 Mrd. Paketsendungen. Wird nicht gegengesteuert, wird diese Entwicklung zu weiteren Belastungen in den Innenstädten führen. Zu befürchten sind mehr Staus, Zweite-Reihe-Parken, unnötige Wege durch Mehrfachlieferungen und dadurch mehr Umweltbelastungen. Packstationen sind eine etablierte Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, so sieht es Lukas Wieser von myflexbox.
myflexbox – Wachstumsstrategie für Deutschland und Österreich
Das Unternehmen wurde 2018 in Österreich gegründet und hat in den vergangenen fünf Jahren eine rasante Entwicklung genommen. 530 Standorte gibt es mittlerweile in Österreich. myflexbox agiert dabei als Wettbewerber auf Augenhöhe mit der österreichischen Post und Amazon. Nach dem Markteintritt 2022 in den deutschen Markt will das Unternehmen nun auch hier Fuß fassen. Derzeit sind 60 Packstationen In Berlin installiert.
Alleinstellungsmerkmal ist das anbieteroffene Schließfachsystem
Das Neue am Geschäftsmodell von myflexbox besteht in anbieteroffenen und unabhängigen Schließfachsystemen. Damit bleibt die Sichtbarkeit des KEP-Dienstleisters gegenüber dem Kunden erhalten. Gleichzeitig können verschiedene Anbieter eine Packstation nutzen und sich teilen. Auf dem österreichischen Markt konnten u.a. Unternehmen wie DPD, GLS, UPS, FedEx und DHL Express gewonnen werden. Mit dem Einstieg des Investors Star-Capital stehen für den Aufbau weiterer Packstationen 75 Mio. Euro zur Verfügung. Bis 2025 sollen damit bis zu 4.000 Abholstationen in Österreich und Deutschland geschaffen werden.
Berlin und Deutschland – relevanter Wachstumsmarkt
Auch die Expert:innen der Mobility Innovators Group sahen für Berlin und Deutschland enormes Wachstumspotenzial. So sehen 43 Prozent der Teilnehmer:innen akute Probleme bei der „normalen“ Haustürzustellung. In Zahlen heißt das: 4,2 Mrd. Zustellungen pro Jahr und ein Marktpotenzial von 1,8 Mrd. Paketeinlagerungen in Packstationen. Zusätzliches Mengenwachstum verspricht sich myflexbox von Preisdifferenzierungen, wie sie in anderen europäischen Ländern bereits üblich sind. Dort werden für Haustürzustellungen deutlich höhere Preise fällig als bei der Anlieferung an Packstationen.
In den kommenden zwei bis drei Jahren könnte eine solche Preisdifferenzierung auch auf dem deutschen Markt Realität werden. Zudem wird nach Ansicht der Expert:innen die Retourenquote, die schon heute zwischen 25 bis 30 Prozent liegt, die Marktentwicklung von Packstationen weiter positiv beeinflussen. Denn Retouren lassen sich durch die Packstationen besonders kundenfreundlich und einfach abwickeln.
Zum Format
“Gute Ideen am Morgen” – das ist das Motto der Frühstücksdebatte „Mobility Innovators Group“, zu der die Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) und Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) monatlich einladen. In exklusiver Runde tauschen sich Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über zukunftsfähige Mobilitätskonzepte für Berlin aus.