16. Dezember 2021: 200 Millionen US-Dollar (178 Millionen Euro) konnte das Berliner Urban-Farming-Startup infarm in seiner Series D einsammeln. Das 2013 gegründete Startup wird nun mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet und steigt damit zum sogenannten Unicorn auf. Auf Investorenseite ist mit der Qatar Investment Authority der Staatsfonds von Katar eingestiegen. Mit diesen Geldern soll der Markteintritt in Nahost und im asiatisch-pazifischen Raum realisiert werden. Das Unternehmen will seine Präsenz auf 20 Länder ausweiten. Momentan ist es laut eigenen Angaben in mehr als 50 Städten in 11 Ländern in Europa, Nordamerika und Asien aktiv.
Das Geschäftsmodell von infarm umfasst den Aufbau und Betrieb sogenannter vertikaler Farmen in Ballungsräumen. Damit sollen Lebensmittellieferketten deutlich verkürzt und ein deutlicher Beitrag zum Kilmaschutz geleistet werden. Die Obst- und Gemüsesorten werden dafür in Großanlagen (Growing Centern) gezüchtet. Dabei werden Licht, Temperatur und Feuchtigkeit so gesteuert, dass sie möglichst natürliche und optimale Wachstumsbedingungen für die jeweiligen Pflanzenarten bieten. Jede Farm ist mit zahlreichen Laborsensoren ausgestattet, die bereits mehr als 60 Milliarden Datenpunkte gesammelt haben. Diese werden ausgewertet mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zur Optimierung von Faktoren wie Ertrag, Qualität und Nährwert genutzt. Kurz vor der Ernte werden die Pflanzen dann an die Supermarkt-Farmen (In-Store-Farmen) ausgeliefert.
Mit der neuen Finanzierungsrunde will infarm neben der globalen Expansion auch Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten vorantreiben. Vor allem die Züchtung neuer Pflanzensorten in den Großanlagen steht im Fokus. 40 neue Nutzpflanzen sollen in den Großanlagen gezüchtet werden und damit das Portfolio um Pilze, Cherrytomaten, Erbsen und Erdbeeren erweitert werden. Pro Großanlage stehen etwa 10.000 m² in verschiedenen Vertical-Farming-Modulen zur Verfügung. Außerdem verfügen die Anlagen über ein Distributionszentrum, das die schnelle Belieferung von Supermärkten gewährleistet.
Dabei sei das Anbaumodell des Unternehmens bis zu 400-mal effizienter als die bodengebundene Landwirtschaft. Auch auf chemische Pestizide könne verzichtet werden. Das System verbraucht 95 % weniger Boden und 95 % weniger Wasser. Wasser und Nährstoffe sowie das Kondenswasser der Pflanzen werden recycelt. Zudem verkürzen sich die Transportwege durch die lokale Produktion um 90 %.